Richard Ernst Kepler   Im Lande des Christkinds
Ein Beitrag zum ersten Adventssonntag

Es ist so weit, wir dürfen die erste Kerze am Adventskranz anzünden. Was anscheinend im Dezember 1839 mit einem einfachen Holzrad mit 20 kleinen roten für die Wochentage und vier grossen weissen Kerzen für die Adventssonntage begann, findet sich auch dieses Jahr in fast jedem Haushalt. So, wie ihn die meisten heute schätzen, aus Tannenzweigen gebunden, hing er erstmals 1925 in einer katholischen Kirche in Köln.

Doch es gibt noch etwas anderes, was sich viele, ob Gross oder Klein, in der vorweihnachtlichen Zeit herbeisehnen – den Adventskalender.

Kaum ein anderer Adventsbrauch ist heute so verbreitet wie der des Adventskalenders – 24 kleine Überraschungen, als kleine Bildergeschichte, mit feiner Schokolade gefüllt oder sonstigen Freuden. Ursprünglichwar er für die Kinder gedacht, um die Zeitspanne bis Weihnachten erfahrbar zu machen. So wurde mancher Orts jeden Tag ein Blatt eines besonderen Kalenders abgerissen, jeden Tag einer der 24 Kreidestriche an der Türe weggewischt oder jeden Tag ein Strohhalm in die aufgebaute Krippe des Christkindes gelegt, falls ein jedes Kind sich brav verhalten hatte.

Ende des 19. Jahrhunderts traten auch vermehrt „Weihnachtsuhren“ auf. Dabei ist eine Scheibe mit zwölf, beziehungsweise 24 Abschnitten markiert, jede Unterteilung war mit Liedtexten oder Bildern versehen. Täglich durfte dabei ein Zeiger einen Schritt nach vorne gestellt werden.

Erst 1902 veröffentlichte die evangelische Buchhandlung Friedrich Trümpler in Hamburg den ersten gedruckten Adventkalender. Sie entschieden sich für eine Weihnachtsuhr mit den Zahlen 13 bis 24, ab 1922 bekamen diese Uhren 24 Felder. Er kostete damals 50 Pfennig.

Ein Jahr später folgte der Münchner Verleger Gerhard Lang. Der Kalender „Im Lande des Christkinds“ enthielt einen Bogen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und einen mit 24 Feldern für die ausgeschnittenen Teile. An jedem Tag im Advent durften die Kinder ein Bild ausschneiden und diesen in das vorgesehene Fenster einkleben. Am Heiligabend gab es ein Bild von dem weiß gekleideten Christkind. Bis in die 1930er Jahre hinein publizierte die lithografische Anstalt Reinhold & Lang zahlreiche kunstvolle Werke, die steigende Stückzahl führte zu vielfältigen Variationen. So beispielsweise auch zu dem ersten Adventskalender in Blindenschrift.

Lang arbeitete mit viel Leidenschaft und entwickelte immer wieder neue Ideen. So folgten das „Christkindleinhaus zum Füllen mit Schokolade“, Adventskalender mit Füllungen zum Herausbrechen, Kalender, bei denen die Kinder Türchen öffnen konnten und viele weitere. Seine Motivation stammte angeblich von seiner Mutter. Sie nähte ihm als Kind 24 „Wibele“, eine Art schwäbisches Baisergebäck, auf Karton, wovon er täglich eins essen durfte.

Die hohe Qualität und Detailtreue von Gerhard Lang führten schnell zu höheren Auflagen. Dadurch drängten weitere Verlage auf den Markt und der Adventskalender verbreitete sich. Besonders die Version mit aufklappbaren Fenstern, hinter denen Bilder zu sehen waren, wurde immer beliebter. Dem zunehmenden Preisdruck konnte Lang allerdings nicht standhalten und stellte 1940 die Produktion ein. Aber ohne ihn wäre die Adventskalender-Geschichte nicht so umfangreich wie sie heute ist.

Das lateinische Wort adventus bedeutet Ankunft und man kann es als geistige und seelische Vorbereitung auf das höchste christliche Fest des Jahres verstehen - die Geburt von Jesus Christus.

Es mag sich die Art, Form und Aussehen des Adventskalenders im Laufe der Zeit stark verändert haben, aber der Zweck und die Botschaft sind immer noch die gleiche. Nämlich Freude bereiten und das Besondere dieser besinnlichen Zeit zu zeigen und zu verdeutlichen.

Ich wünsche Ihnen einen frohen ersten Advent.

Janine Kanapin Ziehl

 

 

Quelle adventskalender.de

Foto wikipedia

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